Weissenberge - Info Matt
Der beliebte und sonnige Ausflugs- und Ferienort in der Ferienregion Elm im Kanton Glarus, 1300 m.ü.M.





Info Matt

Eine lange Webseite, die aber viel Interessantes erzählt.
Vielen Dank an Hans Fuhrer, langjähriger Gemeindeverwalter, der uns diesen ausführlichen Bericht zu Verfügung gestellt hat.     Copyright © 2000 by Hans Fuhrer.

Photo Weissenberge und Sernftal


Aussicht ab Weissenberg Richtung Elm


Matter Häusergruppe im Winter.


Matt und Weissenberge


Gemeindehaus mit Touristenlager


Suworow-Wanderweg im Sernftal


Rundwanderweg Weissenberg.

(Quellenangabe: Lehrer Rud. Zwicky sel. und Info Gemeinde Matt 1991)

Geographie

Matter Gemeindefläche 4096 ha
Nachbargemeinden Engi 4'090 ha und Elm 9'081 ha.
Kt.Glarus 68'070 ha

Höhe über Meer:
847 m.ü.M. Dorfgebiet beim Gemeindehaus
Weissenberg: 1257 m.ü.M. beim Restaurant Weissenberg
tiefster Punkt: 805 m.ü.M.
höchster Punkt: 2610 m.ü.M. (Foostock)
Nachbargemeinden: Engi im Norden, Schwanden im Westen, Elm im Süden, Flums und Mels im Osten.

Einwohner:
1960: 560 Einwohner
1990: 406 Einwohner
Stand 1990: 61% Bürger, 34 % Niedergelassene, 5 % Ausländer
45 % sind weiblich und 55 % männlich.
Jahrgang 1896-1930: 20,6 %
Jahrgang 1931-1950: 19.1%
Jahrgang 1951-1972: 36,5 %
und unter 18jährige: 23,8 %

Konfession:
ca. 88 % evang. reformiert, ca. 12 % röm. katholisch

Haushaltungen:
ca. 160-170

Berufliche Tätigkeit:
26 % Land- und Forstwirtschaft
57 % Industrie und Gewerbe
17 % Dienstleistungen

Geschichte

Unter der Herrschaft der Römer gehörte das Glarnerland zur Provinz Rätien. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends erfolgte die Landnahme durch die Alemannen. Während Jahrhunderten stand das Land unter der Herrschaft des Klosters Säckingen. 1352 trat Glarus dem Bunde der Eidgenossen bei, wehrte 1388 in der Schlacht bei Näfels österreichische Herrschaftsansprüche erfolgreich ab und kaufte sich 1395 von der Abgabepflicht an Säckingen los (erste Landsgemeinde 1387).

Ursprünglich bildete das Glarnerland eine einzige Kirchgemeinde mit Gotteshaus in Glarus.

Des langen und im Winter gefährlichen Weges wegen gestatteten die Aebtissin von Säckingen und der Bischof von Konstanz 1261 den Bau einer Kapelle in Matt, die schon 1273 zu einer Pfarrkirche erhoben wurde. Weil die Glarner Kirche mehrmals dem Feuer zum Opfer fiel, ist die Matter Kirche die älteste des Kantons. (Spätgotische Decke von 1497, Glasgemälde im Chor mit Bild von Oswald Heer, Naturforscher, Gedenktafel am Pfarrhaus)

Matt und Engi bilden auch heute noch eine Kirchgemeinde. Elm baute um 1500 eine eigene Kirche. 1528 schlossen sich beide Kirchen dem reformierten Bekenntnis an.

Während Jahrhunderten zogen Sernftaler als Söldner in fremde Kriegsdienste und viele fanden fern der Heimat ein frühes Grab. 1799 war die Ostschweiz Kriegsschauplatz fremder Heere; Franzosen und Oesterreicher zogen, einander bekämpfend, hin und her durch unser Tal, und bei hereinbrechendem Winter überquerte der russische General Suworow mit seiner Armee auf seinem Rückzug nach Russland den Panixerpass (Suworowhaus in Elm, Quartier 5./16.Okt. 1799).

Mehr als 1200 Glarnerkinder brachte man in die Kantone des Mittel- landes, um sie vor dem Hungertod zu retten.

Kaum hatte sich das Tal erholt, brachen Hausspinnerei und -weberei als Verdienstquellen der stark angewachsenen Bevölkerung infolge der Erfindung von Textilmaschinen in England zusammen und Missernten vollendeten das Unglück (Kartoffeln faulten vor der Ernte). Zwischen 1845 und 1885 wanderten einige hundert Talbewohner nach Amerika aus; einige Matter gehörten zu den Gründern von neu Glarus in Wisconsin (1845). Aus einer einzigen Familie zogen 7 von 13 Geschwistern samt ihren Familien mit zusammen 39 Personen in eine ungewisse Zukunft. Zehn Jahre später verliessen an einem Tag 240 Personen unserer Kirchgemeinde das Tal, um sich auf Kaffeeplantagen in Brasilien eine bessere Zukunft aufzubauen. 1868 baute Jakob Spälty, Netstal, am Krauchbach eine Baumwollspinnerei, welche fast ein Jahrhundert lang willkommenen Verdienst bot, 1967 aber den Betrieb einstellte.

Der Bund erwarb die Gebäude (Baumwollspinnerei) und baute sie zu einem Truppenlager für 450 Mann um. Die ehemalige Alp Wichlen, Elm, dient als Panzerschiessplatz.

Die über Jahrhunderte hinweg dauernde Schiefergewinnung im Landesplattenberg in Engi (am linken Berghang) hat nach 1960 nach und nach aufgehört. In Elm führte eine rücksichtsloser Tagbau 1881 zu einem Bergsturz. 10 Mio. m3 Material verschütteten 89 1/2 ha Kulturland, zerstörten 83 Gebäude und begruben 114 Menschen unter sich (Erinnerungstafel an der Kirche in Elm).

Im Steinbruch nördl. von Matt wurde von 1912 bis 1972 ein sehr harter Stein zu Pflaster- und Randsteinen verarbeitet (während der Blüte 90 Arbeiter).

Aus neuerer Zeit

Eine erste fahrbare Strasse verband seit 1823 das Sernftal mit dem Haupttal, eine zweite, bessere seit 1848. Die heutige Strasse ist ein Werk der Nachkriegszeit. Die Umfahrungsstrasse Matt ist 1977 ausgeführt worden. In Engi bestehen Fabriken seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Einst bediente eine kleine Pferdepost das Tal, von 1905 bis 1969 fuhr eine elektrische Schmalspur-Strassenbahn von Schwanden bis Elm, seither besorgt ein Autobus den öffentlichen Verkehr. Bis 1923 mussten die damals 60 Bewohner des Weissenberges allen ihren Bedarf auf dem Rücken hinauf tragen (Höhendifferenz 400 bis 600 m), dann erleichterte ihnen die Fahrstrasse das Dasein, und einen weiteren Fortschritt bedeutete der Bau der Seilbahn im Jahre 1967.

Im Jahre 1923 erhielt Matt die bestehende Wasserversorgung, der Weissenberg seine 1976, vorher gab es private und genossenschaftl. Brunnen. Das elektrische Licht brennt in Matt seit 1917. Anfänglich lieferte die Spinnerei den Strom (EW-Krauchbach) und als sie den Bedarf nicht mehr decken konnte, bezog die Gemeinde den Strom von Schwanden ab 1931.

Heute nutzt die Gemeinde Matt zusammen mit dem EMD die Wasserkraft des Krauchbaches je zur Hälfte mit dem Elektrizitätswerk im Truppenlager. (1999 erfuhr das Kraftwerk eine Totalsanierung)

Die grosse Ueberlandleitung (NOK) verbindet die Kraftwerke am Vorderrhein mit der Verteilstation Breite/ZH.

1985 kaufte die Ortsgemeinde die Liegenschaft Alte Post und richtete in den Ladenräumlichkeiten die Gemeindeverwaltung mit Gemeinderat- Sitzungszimmer ein. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich drei Wohnungen und der zweigeschossige Anbau wurde in ein Touristenlager umgebaut, das für Schulgruppen und Ferienlager 30 Plätze bietet.

1990 fand die Einweihungsfeier der neuen Mehrzweckhalle und Turnhalle in der Oberstufenschule statt.

Tourismus

In wenigen Minuten bringt die Luftseilbahn Matt-Weissenberge den Gast von Matt auf die 1250 m.ü.M. gelegenen Weissenberge, mit einer herrlichen Sicht auf das ganze Sernftal.. Hier nun ist der Gast am Ausgangspunkt vieler reizvollen Wandermöglichkeiten. So führt ein 3 km langer Rundwanderweg an zwei heimeligen Gaststätten vorbei, wo bei mässigen Preisen und freundlicher Bedienung sowohl währschafte Verpflegung wie auch erfrischende Tranksame erhältlich sind. Aber auch in genügender Anzahl vorhandene Ruhebänke entlang des Weges laden leicht zu kürzerem oder längerem Verweilen ein. Selbstverständlich bieten sich auch dem anspruchvolleren Bergfreund und -wanderer der Möglichkeiten viele, so z.B. empfiehlt sich ihm ein Abstecher auf dem gut markierten Weg zum 1760 m hoch gelegenen Skihaus ,,Stäfeli" und weiter über den Höhenweg zur Vorder- und Hinteregg (1820 m.ü.M). Diese Wanderung vermag zweifellos jeden echten Naturfreund zu begeistern.

Ein weiterer markierter Wanderweg führt sodann ins Krauchtal, eine der schönsten Glarner Alpen; eine andere, sehr abwechslungsreiche Route über die Engisböden hinunter nach Engi.

Von Matt aus sind die Weissenberge aber auch auf einer - wenn auch eher schmalen - Fahrstrasse, welche vorwiegend der Land- und Forst- wirtschaft dient, zu erreichen (durchgehende Steigung 18 bis 23 %). Diese Strasse wird - wenn immer möglich - auch wintersüber offengehalten und als Schlittelweg präpariert und gepflegt. Sie ist unter Schlittelfreunden weit über unsere Kantonsgrenzen hinaus bekannt und beliebt und hat sich - vor allem in den letzten Jahren - zu einer eigentlichen Attraktion gemausert. Es werden hier denn auch des öftern Schlittelrennen ausgetragen (welche freilich noch meist durch die einheimischen ,,Profis" dominiert werden) - aber auch für gemächlichere ,,Plausch- Schlittler" ist die Strecke Weissenberg-Matt richtiges Eldorado. Den Schlittenfans offeriert die Luftseilbahn Matt-Weissenberge übrigens jeweils günstige Abonnernents. Täglich wird auch die Langlauloipe (ca.6 km) im Tal gespurt. Auf der andern Talseite führt ein Weg hinauf zum ,,Rietboden" (Alp Bergli) und weiter zur "Berglimatt" und nach ,,Mettmen". Dieser ist eine eigentliche Fundgrube für Fotoamateure auf Motivsuche, befindet man sich doch hier im ältesten Wildasyl Europas, dem Freiberg.

Gaststätten:
Im Dorf: Gasthof Gemsberg, Rest. Elmer und Rest. Jägerstübli. Am Weissenberg: Restaurant Edelwyss und Weissenberg.

Glarner Spezialitäten:
Glarner Pastete, Oepfelbeggeli, Brotzeltä und Birnbrot. Glarner Chämisalami, Netzbraten, Schüblig und Kalberwurst. Glarner Schabziger und Alpkäse.

Landwirtschaft/Alpwirtschaft

Die Landwirtschaft besteht ausschliesslich aus Milchwirtschaft (klimabedingt). Während der Sömmerungszeit wird auf dem Alpgebiet Ziger und Käse produziert, in der restlichen Zeit nimmt die Milchproduzentengenossenschaft von den Bauern Milch an und gibt sie an den Nordost- schweizerischen Milchverband weiter.

Laut der eidgenössischen Viehzählung 1991 halten 23 Vieheigentümer:
237 Kühe, 72 Rinder über 2 Jahre, 102 Rinder von 1-2 Jahren, 38 Jungvieh 1/2-1 Jahre und 117 Jungvieh unter 1/2 Jahres. 5 Eigentümer halten 11 Mastschweine, 4 Eigentümer halten 146 Schafe, 7 Eigentümer halten 83 Ziegen und 16 Eigentümer halten 249 Hühner.
1977 hielten 32 Vieheigentümer 216 Kühe, 361 Rinder, Kälber und Stiere, 153 Schafe, 37 Ziegen, 108 Schweine und 139 Hühner.
Im Jahre 1876 hielten 118 Eigentümer 431 Stück Rindvieh, 390 Schafe und 750 Ziegen.
1969 fuhr der Geisser zum letzten mal mit seiner Herde aus. Heute wird nur noch das Geisstal von einem Geissenbauer bewirtschaftet (Milchverwertung: Geissenkäse).

Von ungefähr Mitte Juni an (je nach Witterung und Graswuchs) ist der grösste Teil des Rindviehs bis Ende September auf der Alp (Sömmerungszeit). Die Tagwensalpen (Eigentümerin Bürgergemeinde) werden jeweils für drei Jahre verpachtet. Der Pächter oder Sentenbauer nimmt Vieh ins Lehen und bewirtschaftet die Alp innerhalb der gesetzlichen Vorschriften, nach eigenem Gutdünken und eigenem Risiko. Die Be- stossung (Anzahl Vieh) ist gesetzlich begrenzt.

Eine Milchkuh oder ein Stier entspricht einem Stoss, ein Mässen entspricht 1/2 Stoss, ein Kalb 1/3 Stoss, ein Schaf oder eine Ziege 1/5 Stoss.

Die Bürgergemeinde (oder Tagwen) kann die Alpen Krauchtal (260 St.) Vorderegg (55 Stösse), Hinteregg (55 St.) und Riseten (105 St.) ihr Eigen nennen und ist nebst der Verpachtung auch für den Unterhalt zuständig.

Bis 1986 war der Tagwenvogt (der letzte im Kanton Glarus) für den Unterhalt der Tagwensalpen und Güter besorgt. In der heutigen Zeit ist der Werkführer für die Ausführung der Unterhaltsarbeit verantwortlich.

Das Amt des Tagwenvogtes stammt aus früherer Zeit, als die Gemeinde noch aus Tagwensbürger und Hintersässer (ohne Stimmrecht) bestand. Die Hintersässer mussten sich für das Stimm- und Mitnutzungsrecht der Tagwensalpen und Heuliegenschaften zu einem hohen Preis einkaufen, analog dem Bürgerrecht. Die Tagwenleute hatten früher mit viel Mühe die Allmeinden verbessert und ausgedehnt, Wälder und Alpen gekauft, Wege, Stege und Wuhren gebaut. Dafür besassen sie Nutzungsrechte an den gemeinsamen Gütern, die den Bei- und Hintersässern entsagt wurden.

Zur Zeit als die eidgenössischen Kriege oder die fremden Kriegsdienste und die Pest einen Teil der Bevölkerung hinraffte, wurden Fremde grosszügiger ins Tagwen- und Landrecht aufgenommen, weil sie jene Männer ersetzen konnten, die gefallen oder gestorben waren, zu dieser Zeit gab es noch genug Boden. Später auferlegte man auch aus Konkurrenzangst den Hintersässen rechtliche Einschränkungen durch Vorkaufsrechte zu Gunsten der Tagwensleute oder Bewilligungsptlicht für Niederlassung.

1989 wurde der Bürgernutzen in Form von Waaganken (Butter), der von den Sentenbauern in einer im Pachtvertrag bestimmten Menge an die Bürger abzuliefern und von der Milchzentrale zu verteilen war, abgeschafft (Aenderung der Kantonsverfassung).

Der Bürger hatte bis 1989 auch Nutzungsrechte in der Land- und Forstwirtschaft, natürlich in der alten Zeit mehr als heute. Mit der Abschaffung des Bürgernutzens wird der Tagwensboden (Heuboden und Heualpboden) nur noch an Matter Landwirtschaftsbetriebe verpachtet. Dies geschieht durch Zuteilung an Anstösser und Verlosung. Die Tagwensalpen werden öffentlich zur Verpachtung ausgeschrieben, pachtberechtigt sind Landwirte die selber die Alp bewirtschaften. Matter Bürger haben Vorrang, sofern sie die Pachtbedingung erfüllen können.

Nebst den Tagwensalpen Krauchtal, Riseten, Vorderegg und Hinteregg werden die Alpen Bergli (145 Stösse) und Trosgi (40 St.) von Privateigentümern bewirtschaftet.

Anhand der Alpzählung wurden 1989 auf der Alp Krauchtal 260 Stösse

156 Kühe, 57 Zeitkühe, 74 Mässen + Mässt., 25 Kälber, 2 Pony,

291 Schafe und 29 Schweine gesömmert.

Auf den Tagwensalpen Krauchtal, Riseten, Vorder- und Hinteregg wurden 1989 total 581 Rindvieh und 294 Schafe und Ziegen gesömmert. Die Alpweiden befinden sich auf 1390 bis 2000 m.ü.M., die Weidezeit beträgt rund 105 Tage.

Die Alp Krauchtal besteht aus den drei Senten Steinhüttli, Werben und Stutz und wird an drei Bewirtschafter verpachtet.

Forstwirtschaft

Aus der heutigen Zeit (1988)

Ein Jahresprogramm des Försters kann wie folgt lauten:
Waldwiederherstellung bezw. Jungwaldpflege, Unterhalt von Entwässerungsgräben in Hangrutschgebieten, Unterhalt/Reparatur von Schneerechen und von bestehenden Zäunen zur Wildschadenverhütung. Betrieb und Unterhalt von Forsthütten, Pflanzgartenpflege, Pflanzungen von Sämlingen (Lärche, Buche und Fichte), Einzäunung von Jungwuchsflächen, Holzerei und Zwangsnutzung, Bekämpfung von Waldschädlingen, Planung und Betreuung von diversen Forstprojekten, etc. Zur Zeit sind die Projekte
  • Aufforstung Leidplangge II
  • Wald-Weide-Ausscheidung Sülzli/Bruch
  • Aufforstung und Verbauung Hangeten + Grütwald II
  • Aufforst.u.Verb. Boligenwald II
  • Aufforst.u.Verb. Hell
in Bearbeitung oder Ausführung. Auch sind diverse Walderschliessungsprojekte in Planung.

Dieser enorme Arbeitsumfang unserer Berggemeinde kann nur mit entsprechen- den Kantons- und Bundessubventionen, sowie Spendengeldern bewältigt werden. Die Arbeit muss grösstenteils an Unternehmer vergeben werden, da unsere Forstgruppe aus nur 2-5 Mann besteht, und für Unterhaltsarbeit eingesetzt werden muss.

Ein einzelnes Aufforstungsprojekt erreicht bald die Summe von 500'000 bis einer Million Franken und mehr. Und nach Abschluss der Arbeit kann man nach einem strengen Winter bereits wieder mit Unterhaltsarbeit infolge Steinschlag oder Sturmwetter rechnen. 1989 riss eine Lawine im März eine Schneisse in den Boligenwald. Die Kosten für Verbauungen und Schneenetze im Lawinenanrissgebiet und Aufforstungen mit wildschutz- zäunen betrugen über 300'000 Franken. Im Herbst 1989 kam auch die Berglilawine und begrub die Kantonsstrasse kniehoch mit Schnee.

Im Februar 1990 wütete der Sturm Vivian im Glarnerland. Die Nachbargemeinden Engi und vor allem Schwanden mussten erhebliche Sturmholzschäden verzeichnen. In der Nachbargemeinde Elm konnten nur geringe Sturmschäden festgestellt werden. Für die Aufarbeitung des Sturmholzes im Glarnerland musste der Kanton die Zuteilung der Holzakkordgruppen koordinieren.

Die Gemeinde Matt kam im Vergleich zu den Nachbargemeinden mit dem blauen Auge davon, am meisten Sturmholz musste im Alpeliwald von Akkordantgruppen aufgerüstet werden

Was nicht mit einer Seilbahn ins Tal transportiert werden konnte, musste mit Helikopter geflogen werden. Rund 20 % des Sturmholzes wurde aus Kostengründen liegen gelassen und mit Stöcken und Strünken verankert (Verhinderung von Steinschlag und Schneerutsch).

Der Holzpreis für vollwertige Trämel ab Holzlager im Tal sank infolge des Ueberangebotes von rund Fr. 130/m3 auf ca. Fr. 80/m3 .

Gewerbe (Stand 1990)

In der Gemeinde Matt sind ein Baugeschäft mit 80-100 Mann und eine Zimmerei und Schreinerei mit 14-18 Mann Belegschaft tätig. Bis 1989 waren eine Coop-Filiale und eine Metzgerei in Matt. Heute versehen die Matter nur noch die Milchzentrale (Volg) und ein Verkaufswagen der Migros mit Dingen des täglichen Bedarfs. Drei Gaststätten im Dorf und zwei am Weissenberg wollen Einheimische und Besucher bewirten. Massenlager als Touristenunterkünfte stehen im Rest. Weissenberg und im Touristenlager beim Gemeindehaus zur Verfügung.

Klima

Ununterbrochene und regelmässige Messungen während der Jahre 1945 bis 1976 ergaben folgende Werte (in Klammer die Extremwerte):

Jahresdurchschnitt 7,3 Grad (5,6/9,4)

Sommer (Juni/Juli/Aug.) 15,3 Grad (13,7/17,3)

Winter (Dez./Jan./Feb.) - 0,9 Grad (-5,41+1,2)

durchschnittl. kältester Tag - 21,3 Grad / wärmster Tag + 25,0 Grad

Temparatur Minimum. - 26 Grad / Temp. Max. +33 Grad

Eingeschneit sind wir durchschnittl. von Anfang Dezember bis Ende März. 80 - 120 cm Schnee dürfen als ,,normal" gelten.

Im Januar 1968 lagen 210 cm. 1954 legte ein Föhnsturm in der Gemeinde 28'0OO m3 Wald um und 1990 legte der Sturm Vivian rund 4000 m3 Sturmholz um.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge (Regen und Schnee) der Jahre 1956/76 betrug 1514 mm (920/2129 mm)

Die längste Trockenperiode fällt in der Regel in den Herbst (6.11. bis 19.12.53 niederschlagsfrei).

Der Freiberg

Das Gebirge zwischen Sernf und Linth ist seit 1548 Wildschutzgebiet. Es leben dort Gemsen, Murmeltier, Steinbock, Hirsch, Reh, Adler, Kreuzotter und anderes Getier. Die seltenen Alpenblumen sind auch ausserhalb des Freiberges geschützt.

Fänz, Ziger und Alpkase

Früher wurde der aus der Milch zentrifugierte Rahm zu Butter verarbeitet, heute wird er von einem Landwirt ins Tal transportiert, für den Weitertransport in eine zentrale Verarbeitungsstelle ausserhalb der Tales.

Die übriggebliebene Magermilch schüttet der Senn ins grosse Kupferkessi. Nun gilt es tüchtigt anfeuern, damit die Milch zum Sieden kommt. Auch wenn man noch so fleissig Holz nachschiebt, dauert es eine Stunde, bis es soweit ist. Von Zeit zu Zeit schöpft der Senn mit der grossen Zigerkelle den Schaum ab. Schliesslich hat die Milch den Siedepunkt erreicht; man dreht den Kessel vom Feuer weg. Jetzt folgt der wichtigste Teil der Arbeit. Aus der Etschertanse nimmt der Senn einige Liter Etscher und mischt Kelle um Kelle der sauren Flüs- sigkeit unter die heisse Milch. Langsam beginnt sich die Milch zu scheiden. Obenauf schwimmt eine grünliche Flüssigkeit, die Schotte. Der Ziger hat sich nun auf den Boden des Kessels gesenkt, und die Schotte wird abgeschöpft. Sie dient als Futter für die Schweine. Der Senn holt Ziger aus dem Kessel und schüttet ihn in besondere Behälter. Nach ein paar Stunden ist die weisse Masse genügend abgetropft und kommt in ein grosses Zigerfass, das man verschliesst und mit grossen Steinen beschwert. Dort muss der Ziger gären, bis er, in Säcken verpackt, im Herbst in der Zigerribi abgeliefert werden kann.

Das Käsen ist die Morgenarbeit des Sennen. Der Zusenn leistet Handlangerdienste, er besorgt das Brennholz, unterhält das Feuer und rührt die Milch. Die in Gebsen aufbewahrte Abendmilch wird von Hand leicht abgerahmt und mit der frischen Morgenmilch im Sännchessi von 250 - 600 Liter Inhalt auf 25 - 28 Grad vorgewärmt. Früher tauchte der Aelpler die Hand oder den Ellbogen in die Milch, heutzutage verwendet er das zuverlässigere Thermometer.

Ist die gewünschte Temperatur erreicht, zieht er das am drehbaren Chessiture bewegliche Chäs-Chessi vom Feuer weg.

Scheidet man beim Zigern die Milch mit Etscher sauer, so geschieht dies beim Käsen süss, mit Lab, einem aus Kälbermagen zubereiteten Gerinnungsmittel. Sorgfältig wird das Lab in die Milch eingerührt. Nach einer halben Stunde ist der Käsestoff teilweise geronnen.

Mit dem Chässabel zerkleinert der Senn die weisse Masse, die Diggete, kreuz und quer zu würfelförmigen Stücken. Dann wird der Chäsbruch auf 35 bis 38 Grad erwärmt. Bis die Milch vollständig in Käsestoff und Käsewasser (Sirte) gebrochen ist, rührt man sie in Form einer liegenden Acht beständig mit der Harfe, einem mit Drahtsaiten bespannten Quirl. Was vom Bruch nicht mit dem Rührer zerteilt werden kann, zerreibt der Senn mit den Händen in feine Körner. Knistern diese zwischen Fingern, zieht er den Sennkessel vom Feuer weg. Die Käseteilchen setzen sich. Eine Probe wird zum Klumpen geknetet und wieder auseinander gerieben, um die Festigkeit der Körner zu prüfen. Nun kann die Käsemasse mit dem Chästuech unterfahren, aus dem Kessel gehoben und auf der Chäsbank in den 12 bis 15 Zentimeter hohen hölzernen, mit einem Schnurschloss verstellbaren, Reifen gelegt und geformt werden. Unter der Käsepresse fliesst der grösste Teil der Sirte heraus, die den Schweinen verfüttert wird. Immer wieder packt man den Käseleib aus und wendet und hüllt ihn in ein frisches trockenes Tuch. Am nächsten Tag trägt man ihn auf dem Rääf in den Chäsgade. Das eintägige Salzbad entzieht ihm die restliche Feuchtigkeit, wodurch er noch fester wird. Gärungsprozesse reifen die Käse, machen sie haltbar und schmackhaft. Während dieser Zeit muss man sie häufig waschen und salzen. Erst im Herbst, wenn Vieh und Menschen die Alpen verlassen, werden die kostbaren Sennereiprodukte ins Tal hinunter und in den Handel gebracht. Je nach dem Milchertrag macht der Senn täglich zwei bis drei Käse im Gewicht von acht bis zehn Kilogramm. Der gutgeratene vollfette Glarner Alpkäse ist ein hochwertiges begehrtes Erzeugnis unseres Landes.

Fänz

Brot, Milch, Butter, Käse und hin und wieder ein Fänz waren bis vor wenigen Jahren noch die Hauptspeisen der Aelpler. Es war früher sogar der Stolz der Senntenbauern nur Brot, Mehl und Salz auf die Alp tragen zu müssen. Heute ist auch die Aelplerkost vielseitiger geworden.

Zum Morgenessen kamen gesottene Milch, Brot und Käse oder Butter und Ziger auf den Tisch, ebenso am Abend. Am Mittag aber gab es Fänz. Einen guten Fänz zu kochen, muss verstanden sein. Als rechter Aelpler galt einer erst, wenn er diese Kunst beherrschte. War der Fänz aber doch einmal missraten, so spottete man: ,,Damit könnte man das Hüttendach flicken".

Wie wird ein Fänz gekocht? Für jede Person gibt man 125 Gramm Butter, e Vierlig, in den Fänzkessel. Wenn die Butter geschmolzen und leicht gebräunt ist, kommt für jeden Esser ein Löffel Mehl dazu. Unter stetem Rühren wird das Mehl im Anken aufgelöst und dann mit heisser Käsesirte oder Zigerschotte verdünnt. Man wiederholt das Verdünnen mehrmals, schüttet nie zu viel auf einmal dazu und rührt beständig um. Sobald sich der Anken gelöst und goldgelb obenauf schwimmt, der Fänz die richtige Festigkeit hat und nicht an Pfanne oder Kelle klebt, ist er fertig. Der Fänz- kessel wird mit dem Pfannenknecht als Unterlage auf den Tisch gestellt. Alle essen aus dem Kessel und trinken aus dem Essgebsli Milch dazu.

Wer auf eine Alp kommt und zum erstenmal Fänz isst, soll es langsam tun. Wer zuviel oder zu geschwind isst, kann Wunder erleben.

Weissenberge

,,8766 Weissenberge siehe Matt", so steht's im alten Telefonbuch. Eilige führt die Luftseilbahn in knapp fünf Minuten an den Fuss der Siedlung. Wer mehr Zeit hat, erreicht sie in einer knappen Stunde auf der Waldstrasse.

Der Name ,,Weissenberge" oder ,,Wysseberg" hat kaum etwas mit weisser Farbe oder mit Schnee zu tun. Wahrscheinlich hat die Liegen- schaft früher einmal einer Familie Wyss gehört. Der ,,Wysseberg" ist eine der wenigen Streusiedlungen des Glarnerlandes. Neben dunklen, sonnen- gebräunten Gebäuden stehen helle und neuerstellte. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind rund 40 - 50 Ferienhäuser infolge Umbau von Ställen und Neubauten entstanden. Nur noch 14 Gebäude sind heute noch während des ganzen Jahres bewohnt (Stand 1988).

Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass die älteren Häuser nicht wahllos in die Landschaft gestellt wurden. Ganz im Westen liegt die ,,Hoschet", daneben das ,,Hoschetbord" und ganz im Osten die ,,Schmiidhoschet". In jeder ,,Hoschet" steht ein Wohnhaus und unmittelbar daneben ein Stall. Die ,,Hoschet" genügte aber nicht, um mehrere Stück Vieh zu halten. Im obern Teil des ,,Wyssbergs", wo steile Borde mit leicht geneigten Terrassen abwechseln, hatte deshalb jeder Bauer noch einen ,,Berg". Flurnamen erinnern heute noch daran: der ,,Stygerberg", zu dem man aufsteigen musste, der ,,Hüüsliberg" mit einer kleinen Feuerhütte, der "Sattelberg" und viele andere. In den ,,Bergen" wurde das Heu in kleinere Ställe eingebracht und in der Zeit nach der Alpabfahrt verfüttert. Im Hochwinter konnte das Vieh dann in den Ställen neben den Wohn- häusern gehalten werden. Ueber den ,,Bergen", nahe der Waldgrenze, lagen früher die Weidgebiete: Zwyfelweid, Weide, Weidberg und andere.

Heute ist diese geschickte Art der Nutzung des Bodens nicht mehr so gebräuchlich. Durch Erbteilung, Abwanderung und Motorisierung ist die Wanderbewirtschaftung verschwunden. Das Heu wird in grosse Ställe in der Nähe der Häuser transportiert. Heuställe zerfallen oder wurden zu Ferienhäusern umgenutzt, die ,,Berge" dienen als Weidland, und die Weiden werden nur noch zum Teil genutzt. Der "Wysseberg" ist aber einen Besuch wert. Wenn im Tal Nebel liegt, scheint droben sicher die Sonne. Die vielen Bäche laden zum ,,bächle" ein, und Holz für ein Feuer findet man überall. Oben auf dem ,,Chegelboden" könnte man sogar einen Fussballmatch austragen. Alte Flurnamen wie der ,,Ooreberg" oder die ,,Hell" regen zum Nachdenken an, oder man sitzt einfach an der Sonne und freut sich über die Ruhe, die vielen Blumen und die dunklen Wälder.