Photo Weissenberge und Sernftal
Aussicht ab Weissenberg Richtung Elm
Matter Häusergruppe im Winter.
Matt und Weissenberge
Gemeindehaus mit Touristenlager
Suworow-Wanderweg im Sernftal
Rundwanderweg Weissenberg.
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(Quellenangabe: Lehrer Rud. Zwicky sel. und Info Gemeinde Matt 1991)
Geographie
Matter Gemeindefläche 4096 ha
Nachbargemeinden Engi 4'090 ha und Elm 9'081 ha.
Kt.Glarus 68'070 ha
Höhe über Meer:
847 m.ü.M. Dorfgebiet beim Gemeindehaus
Weissenberg: 1257 m.ü.M. beim Restaurant Weissenberg
tiefster Punkt: 805 m.ü.M.
höchster Punkt: 2610 m.ü.M. (Foostock)
Nachbargemeinden: Engi im Norden, Schwanden im Westen, Elm
im Süden, Flums und Mels im Osten.
Einwohner:
1960: 560 Einwohner
1990: 406 Einwohner
Stand 1990: 61% Bürger, 34 % Niedergelassene, 5 % Ausländer
45 % sind weiblich und 55 % männlich.
Jahrgang 1896-1930: 20,6 %
Jahrgang 1931-1950: 19.1%
Jahrgang 1951-1972: 36,5 %
und unter 18jährige: 23,8 %
Konfession:
ca. 88 % evang. reformiert, ca. 12 % röm. katholisch
Haushaltungen:
ca. 160-170
Berufliche Tätigkeit:
26 % Land- und Forstwirtschaft
57 % Industrie und Gewerbe
17 % Dienstleistungen
Geschichte
Unter
der Herrschaft der Römer gehörte das Glarnerland zur Provinz Rätien. In
der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends erfolgte die Landnahme durch
die Alemannen. Während Jahrhunderten stand das Land unter der Herrschaft
des Klosters Säckingen. 1352 trat Glarus dem Bunde der Eidgenossen bei,
wehrte 1388 in der Schlacht bei Näfels österreichische
Herrschaftsansprüche erfolgreich ab und kaufte
sich 1395 von der Abgabepflicht an Säckingen los (erste Landsgemeinde
1387).
Ursprünglich
bildete das Glarnerland eine einzige Kirchgemeinde mit Gotteshaus in
Glarus.
Des langen und
im Winter gefährlichen Weges wegen gestatteten die Aebtissin von Säckingen
und der Bischof von Konstanz 1261 den Bau einer Kapelle in Matt, die schon
1273 zu einer Pfarrkirche erhoben wurde. Weil die Glarner Kirche mehrmals
dem Feuer zum Opfer fiel, ist die Matter Kirche die älteste des Kantons.
(Spätgotische Decke von 1497, Glasgemälde im Chor mit Bild von Oswald
Heer, Naturforscher, Gedenktafel am Pfarrhaus)
Matt
und Engi bilden auch heute noch eine Kirchgemeinde. Elm baute um 1500 eine
eigene Kirche. 1528 schlossen sich beide Kirchen dem reformierten
Bekenntnis an.
Während
Jahrhunderten zogen Sernftaler als Söldner in fremde Kriegsdienste und
viele fanden fern der Heimat ein frühes Grab. 1799 war die Ostschweiz
Kriegsschauplatz fremder Heere; Franzosen und Oesterreicher zogen,
einander bekämpfend, hin und her durch unser Tal, und bei
hereinbrechendem Winter überquerte der russische General Suworow
mit seiner Armee auf seinem Rückzug nach Russland den Panixerpass (Suworowhaus
in Elm, Quartier 5./16.Okt. 1799).
Mehr
als 1200 Glarnerkinder brachte man in die Kantone des Mittel- landes, um
sie vor dem Hungertod zu retten.
Kaum
hatte sich das Tal erholt, brachen Hausspinnerei und -weberei als
Verdienstquellen der stark angewachsenen Bevölkerung infolge der
Erfindung von Textilmaschinen in England zusammen und Missernten
vollendeten das Unglück (Kartoffeln faulten vor der Ernte). Zwischen 1845
und 1885 wanderten einige hundert Talbewohner nach Amerika aus; einige
Matter gehörten zu den Gründern von neu Glarus in Wisconsin (1845).
Aus
einer einzigen Familie zogen 7 von 13 Geschwistern samt ihren Familien mit
zusammen 39 Personen in eine ungewisse Zukunft. Zehn Jahre später
verliessen an einem Tag 240 Personen unserer Kirchgemeinde das Tal, um
sich auf Kaffeeplantagen in Brasilien eine bessere Zukunft aufzubauen.
1868 baute Jakob Spälty, Netstal, am Krauchbach eine
Baumwollspinnerei, welche fast ein Jahrhundert lang willkommenen Verdienst
bot, 1967 aber den Betrieb einstellte.
Der
Bund erwarb die Gebäude (Baumwollspinnerei) und baute sie zu einem
Truppenlager für 450 Mann um. Die ehemalige Alp Wichlen, Elm, dient als
Panzerschiessplatz.
Die
über Jahrhunderte hinweg dauernde Schiefergewinnung im Landesplattenberg in Engi (am linken Berghang) hat nach 1960 nach und nach
aufgehört. In Elm führte eine rücksichtsloser Tagbau 1881 zu einem
Bergsturz. 10 Mio. m3 Material verschütteten 89 1/2 ha Kulturland, zerstörten 83 Gebäude und begruben 114 Menschen unter sich (Erinnerungstafel an der Kirche in Elm).
Im
Steinbruch nördl. von Matt wurde von 1912 bis 1972 ein sehr harter Stein
zu Pflaster- und Randsteinen verarbeitet (während der Blüte 90
Arbeiter).
Aus neuerer Zeit
Eine
erste fahrbare Strasse verband seit 1823 das Sernftal mit dem Haupttal,
eine zweite, bessere seit 1848. Die heutige Strasse ist ein Werk der
Nachkriegszeit. Die Umfahrungsstrasse Matt ist 1977 ausgeführt worden.
In Engi bestehen Fabriken seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Einst
bediente eine kleine Pferdepost das Tal, von 1905 bis 1969 fuhr eine
elektrische Schmalspur-Strassenbahn von Schwanden bis Elm, seither besorgt
ein Autobus den öffentlichen Verkehr. Bis 1923 mussten die damals 60
Bewohner des Weissenberges allen ihren Bedarf auf dem Rücken hinauf
tragen (Höhendifferenz 400 bis 600 m), dann erleichterte ihnen die
Fahrstrasse das Dasein, und einen weiteren Fortschritt bedeutete der Bau
der Seilbahn im Jahre 1967.
Im
Jahre 1923 erhielt Matt die bestehende Wasserversorgung, der Weissenberg
seine 1976, vorher gab es private und genossenschaftl. Brunnen. Das
elektrische Licht brennt in Matt seit 1917. Anfänglich lieferte die Spinnerei den Strom (EW-Krauchbach) und
als sie den Bedarf nicht mehr decken konnte, bezog die Gemeinde den Strom
von Schwanden ab 1931.
Heute
nutzt die Gemeinde Matt zusammen mit dem EMD die Wasserkraft des
Krauchbaches je zur Hälfte mit dem Elektrizitätswerk im Truppenlager.
(1999 erfuhr das Kraftwerk eine Totalsanierung)
Die
grosse Ueberlandleitung (NOK) verbindet die Kraftwerke am Vorderrhein
mit der Verteilstation Breite/ZH.
1985
kaufte die Ortsgemeinde die Liegenschaft Alte Post und richtete in den
Ladenräumlichkeiten die Gemeindeverwaltung mit Gemeinderat-
Sitzungszimmer ein. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich drei Wohnungen
und der zweigeschossige Anbau wurde in ein Touristenlager umgebaut, das für
Schulgruppen und Ferienlager 30 Plätze bietet.
1990
fand die Einweihungsfeier der neuen Mehrzweckhalle und Turnhalle in der
Oberstufenschule statt.
Tourismus
In
wenigen Minuten bringt die Luftseilbahn Matt-Weissenberge den Gast von
Matt auf die 1250 m.ü.M. gelegenen Weissenberge, mit einer
herrlichen Sicht auf das ganze Sernftal.. Hier nun ist der Gast am Ausgangspunkt vieler reizvollen Wandermöglichkeiten. So führt ein 3 km
langer Rundwanderweg an zwei heimeligen Gaststätten vorbei, wo bei mässigen
Preisen und freundlicher Bedienung sowohl währschafte Verpflegung wie
auch erfrischende Tranksame erhältlich sind. Aber auch in genügender
Anzahl vorhandene Ruhebänke entlang des Weges laden leicht zu kürzerem
oder längerem Verweilen ein. Selbstverständlich bieten sich auch dem
anspruchvolleren Bergfreund und -wanderer der Möglichkeiten viele, so
z.B. empfiehlt sich ihm ein Abstecher auf dem gut markierten Weg zum 1760
m hoch gelegenen Skihaus ,,Stäfeli" und weiter über den Höhenweg
zur Vorder- und Hinteregg (1820 m.ü.M). Diese Wanderung vermag zweifellos
jeden echten Naturfreund zu begeistern.
Ein
weiterer markierter Wanderweg führt sodann ins Krauchtal, eine der schönsten
Glarner Alpen; eine andere, sehr abwechslungsreiche Route über die Engisböden
hinunter nach Engi.
Von
Matt aus sind die Weissenberge aber auch auf einer - wenn auch eher
schmalen - Fahrstrasse, welche vorwiegend der Land- und Forst- wirtschaft
dient, zu erreichen (durchgehende Steigung 18 bis 23 %).
Diese
Strasse wird - wenn immer möglich - auch wintersüber offengehalten und
als Schlittelweg präpariert und gepflegt. Sie ist unter Schlittelfreunden weit über unsere Kantonsgrenzen hinaus bekannt und beliebt
und hat sich - vor allem in den letzten Jahren - zu einer eigentlichen
Attraktion gemausert. Es werden hier denn auch des öftern Schlittelrennen ausgetragen (welche freilich noch meist durch die einheimischen
,,Profis" dominiert werden) - aber auch für gemächlichere
,,Plausch- Schlittler" ist die Strecke Weissenberg-Matt richtiges
Eldorado. Den Schlittenfans offeriert die Luftseilbahn Matt-Weissenberge
übrigens jeweils günstige Abonnernents. Täglich wird auch die
Langlauloipe (ca.6
km) im Tal gespurt. Auf der andern Talseite führt ein
Weg hinauf zum ,,Rietboden"
(Alp Bergli) und weiter zur "Berglimatt" und nach ,,Mettmen". Dieser
ist eine eigentliche Fundgrube für Fotoamateure auf Motivsuche,
befindet man sich doch hier im ältesten Wildasyl Europas, dem Freiberg.
Gaststätten:
Im Dorf: Gasthof Gemsberg, Rest. Elmer und Rest. Jägerstübli.
Am Weissenberg: Restaurant Edelwyss und Weissenberg.
Glarner Spezialitäten:
Glarner
Pastete, Oepfelbeggeli, Brotzeltä und Birnbrot. Glarner
Chämisalami, Netzbraten, Schüblig und Kalberwurst.
Glarner Schabziger und Alpkäse.
Landwirtschaft/Alpwirtschaft
Die
Landwirtschaft besteht ausschliesslich aus Milchwirtschaft
(klimabedingt). Während der Sömmerungszeit
wird auf dem Alpgebiet
Ziger und Käse
produziert, in der restlichen Zeit nimmt die
Milchproduzentengenossenschaft von den Bauern Milch an und gibt
sie an den Nordost- schweizerischen Milchverband
weiter.
Laut
der eidgenössischen Viehzählung 1991
halten
23 Vieheigentümer:
237 Kühe, 72 Rinder über 2 Jahre, 102 Rinder von 1-2 Jahren,
38 Jungvieh 1/2-1 Jahre und 117 Jungvieh unter 1/2 Jahres.
5 Eigentümer halten 11 Mastschweine,
4 Eigentümer halten 146 Schafe,
7 Eigentümer halten 83 Ziegen und
16 Eigentümer halten 249 Hühner.
1977
hielten 32 Vieheigentümer 216 Kühe, 361 Rinder, Kälber und Stiere, 153
Schafe, 37 Ziegen, 108 Schweine und 139 Hühner.
Im Jahre 1876 hielten 118 Eigentümer 431 Stück Rindvieh,
390
Schafe und 750 Ziegen.
1969 fuhr der Geisser zum letzten mal mit seiner Herde aus. Heute wird nur noch
das Geisstal von einem Geissenbauer bewirtschaftet (Milchverwertung:
Geissenkäse).
Von
ungefähr Mitte Juni an (je nach Witterung und Graswuchs) ist der grösste
Teil des Rindviehs bis Ende September auf der Alp (Sömmerungszeit). Die
Tagwensalpen (Eigentümerin Bürgergemeinde) werden jeweils für drei
Jahre verpachtet. Der Pächter oder Sentenbauer nimmt Vieh ins Lehen und
bewirtschaftet die Alp innerhalb der gesetzlichen Vorschriften, nach
eigenem Gutdünken und eigenem Risiko. Die Be- stossung (Anzahl Vieh) ist
gesetzlich begrenzt.
Eine
Milchkuh oder ein Stier entspricht einem Stoss, ein Mässen entspricht
1/2 Stoss, ein Kalb 1/3 Stoss, ein Schaf oder eine Ziege 1/5 Stoss.
Die
Bürgergemeinde (oder Tagwen) kann die Alpen Krauchtal (260 St.) Vorderegg
(55 Stösse), Hinteregg (55 St.) und Riseten (105 St.) ihr Eigen nennen
und ist nebst der Verpachtung auch für den Unterhalt zuständig.
Bis
1986 war der Tagwenvogt (der letzte im Kanton Glarus) für den Unterhalt
der Tagwensalpen und Güter besorgt. In der heutigen Zeit ist der Werkführer
für die Ausführung der Unterhaltsarbeit verantwortlich.
Das
Amt des Tagwenvogtes stammt aus früherer Zeit, als die Gemeinde noch aus
Tagwensbürger und Hintersässer (ohne Stimmrecht) bestand. Die Hintersässer
mussten sich für das Stimm- und Mitnutzungsrecht der Tagwensalpen und
Heuliegenschaften zu einem hohen Preis einkaufen, analog dem Bürgerrecht.
Die Tagwenleute hatten früher mit viel Mühe die Allmeinden verbessert
und ausgedehnt, Wälder und
Alpen gekauft, Wege, Stege und Wuhren gebaut. Dafür besassen sie
Nutzungsrechte an den gemeinsamen Gütern, die den Bei- und Hintersässern
entsagt wurden.
Zur
Zeit als die eidgenössischen Kriege oder die
fremden Kriegsdienste und die Pest einen Teil der Bevölkerung
hinraffte, wurden Fremde grosszügiger ins Tagwen- und Landrecht
aufgenommen, weil sie jene Männer ersetzen konnten, die gefallen oder
gestorben waren, zu dieser Zeit gab es noch genug Boden. Später
auferlegte man auch aus Konkurrenzangst den Hintersässen rechtliche
Einschränkungen durch Vorkaufsrechte zu Gunsten der Tagwensleute oder
Bewilligungsptlicht für Niederlassung.
1989
wurde der Bürgernutzen in Form von Waaganken (Butter), der von den
Sentenbauern in einer im Pachtvertrag bestimmten Menge an die Bürger
abzuliefern und von der Milchzentrale zu verteilen war, abgeschafft (Aenderung
der Kantonsverfassung).
Der
Bürger hatte bis 1989 auch Nutzungsrechte in der Land- und Forstwirtschaft, natürlich in der alten Zeit mehr als heute. Mit der
Abschaffung des Bürgernutzens wird der Tagwensboden (Heuboden und
Heualpboden) nur noch an Matter Landwirtschaftsbetriebe verpachtet. Dies
geschieht durch Zuteilung an Anstösser und Verlosung. Die Tagwensalpen
werden öffentlich zur Verpachtung ausgeschrieben, pachtberechtigt sind
Landwirte die selber die Alp bewirtschaften. Matter Bürger haben Vorrang,
sofern sie die Pachtbedingung erfüllen können.
Nebst
den Tagwensalpen Krauchtal, Riseten, Vorderegg und Hinteregg werden die
Alpen Bergli (145 Stösse) und Trosgi (40 St.) von Privateigentümern
bewirtschaftet.
Anhand
der Alpzählung wurden 1989 auf der Alp Krauchtal 260 Stösse
156
Kühe, 57 Zeitkühe, 74 Mässen + Mässt., 25 Kälber, 2 Pony,
291
Schafe und 29 Schweine gesömmert.
Auf
den Tagwensalpen Krauchtal, Riseten, Vorder- und Hinteregg wurden 1989
total 581 Rindvieh und 294 Schafe und Ziegen gesömmert. Die Alpweiden
befinden sich auf 1390 bis 2000 m.ü.M., die Weidezeit beträgt rund 105
Tage.
Die
Alp Krauchtal besteht aus den drei Senten Steinhüttli, Werben und Stutz
und wird an drei Bewirtschafter verpachtet.
Forstwirtschaft
Aus der heutigen Zeit (1988)
Ein
Jahresprogramm des Försters kann wie folgt lauten:
Waldwiederherstellung
bezw. Jungwaldpflege, Unterhalt von Entwässerungsgräben in
Hangrutschgebieten, Unterhalt/Reparatur von Schneerechen und von
bestehenden Zäunen zur
Wildschadenverhütung. Betrieb und Unterhalt von Forsthütten,
Pflanzgartenpflege, Pflanzungen von Sämlingen (Lärche, Buche und
Fichte), Einzäunung von Jungwuchsflächen, Holzerei und Zwangsnutzung,
Bekämpfung von Waldschädlingen, Planung und Betreuung von diversen
Forstprojekten, etc.
Zur
Zeit sind die Projekte
- Aufforstung Leidplangge II
- Wald-Weide-Ausscheidung Sülzli/Bruch
- Aufforstung und Verbauung Hangeten + Grütwald II
- Aufforst.u.Verb. Boligenwald II
- Aufforst.u.Verb. Hell
in Bearbeitung oder Ausführung.
Auch
sind diverse Walderschliessungsprojekte in Planung.
Dieser enorme Arbeitsumfang unserer Berggemeinde
kann nur mit entsprechen- den Kantons- und Bundessubventionen, sowie
Spendengeldern bewältigt werden. Die
Arbeit muss grösstenteils an Unternehmer vergeben werden, da unsere
Forstgruppe aus nur
2-5 Mann besteht, und für Unterhaltsarbeit eingesetzt werden muss.
Ein
einzelnes Aufforstungsprojekt erreicht bald die Summe von 500'000 bis
einer Million Franken und mehr. Und nach Abschluss der Arbeit kann man
nach einem strengen Winter bereits wieder mit Unterhaltsarbeit infolge
Steinschlag oder Sturmwetter rechnen. 1989 riss eine Lawine im März eine
Schneisse in den Boligenwald. Die Kosten für Verbauungen und Schneenetze
im Lawinenanrissgebiet und Aufforstungen mit wildschutz- zäunen betrugen
über 300'000 Franken. Im Herbst 1989 kam auch die Berglilawine und begrub
die Kantonsstrasse kniehoch mit Schnee.
Im
Februar 1990 wütete der Sturm Vivian im Glarnerland. Die Nachbargemeinden Engi und vor allem Schwanden mussten erhebliche Sturmholzschäden
verzeichnen. In der Nachbargemeinde Elm konnten nur geringe Sturmschäden
festgestellt werden. Für die Aufarbeitung des Sturmholzes im Glarnerland
musste der Kanton die Zuteilung der Holzakkordgruppen koordinieren.
Die
Gemeinde Matt kam im Vergleich zu den Nachbargemeinden mit dem blauen Auge
davon, am meisten Sturmholz musste im Alpeliwald von Akkordantgruppen
aufgerüstet werden
Was
nicht mit einer Seilbahn ins Tal transportiert werden konnte, musste mit
Helikopter geflogen werden. Rund 20 % des Sturmholzes wurde aus Kostengründen
liegen gelassen und mit Stöcken und Strünken verankert (Verhinderung von
Steinschlag und Schneerutsch).
Der
Holzpreis für vollwertige Trämel ab Holzlager im Tal sank infolge des Ueberangebotes von rund Fr. 130/m3 auf ca. Fr. 80/m3 .
Gewerbe (Stand 1990)
In
der Gemeinde Matt sind ein Baugeschäft mit 80-100 Mann und eine Zimmerei
und Schreinerei mit 14-18 Mann Belegschaft tätig. Bis 1989 waren eine
Coop-Filiale und eine Metzgerei in Matt. Heute versehen die Matter nur noch die
Milchzentrale (Volg) und ein Verkaufswagen der Migros mit Dingen des täglichen
Bedarfs. Drei Gaststätten im Dorf und zwei am Weissenberg wollen
Einheimische und Besucher bewirten. Massenlager als Touristenunterkünfte
stehen im Rest. Weissenberg und im Touristenlager beim Gemeindehaus zur
Verfügung.
Klima
Ununterbrochene
und regelmässige Messungen während der Jahre 1945 bis 1976 ergaben
folgende Werte (in Klammer die Extremwerte):
Jahresdurchschnitt
7,3 Grad (5,6/9,4)
Sommer
(Juni/Juli/Aug.) 15,3 Grad
(13,7/17,3)
Winter
(Dez./Jan./Feb.) - 0,9 Grad (-5,41+1,2)
durchschnittl.
kältester Tag - 21,3 Grad / wärmster Tag + 25,0 Grad
Temparatur
Minimum. - 26 Grad
/ Temp. Max.
+33 Grad
Eingeschneit
sind wir durchschnittl. von Anfang Dezember bis Ende März. 80 - 120 cm
Schnee dürfen als ,,normal" gelten.
Im
Januar 1968 lagen 210 cm. 1954 legte ein Föhnsturm in der Gemeinde 28'0OO
m3 Wald um und 1990 legte der Sturm Vivian rund 4000 m3 Sturmholz um.
Die
durchschnittliche Niederschlagsmenge (Regen und Schnee) der Jahre 1956/76
betrug 1514 mm (920/2129 mm)
Die
längste Trockenperiode fällt in der Regel in den Herbst (6.11. bis
19.12.53 niederschlagsfrei).
Der Freiberg
Das
Gebirge zwischen Sernf und Linth ist seit 1548 Wildschutzgebiet. Es leben
dort Gemsen, Murmeltier, Steinbock, Hirsch, Reh, Adler, Kreuzotter und
anderes Getier. Die seltenen Alpenblumen sind auch ausserhalb des
Freiberges geschützt.
Fänz, Ziger und Alpkase
Früher
wurde der aus der Milch zentrifugierte Rahm zu Butter verarbeitet, heute
wird er von einem Landwirt ins Tal transportiert, für den Weitertransport in eine zentrale Verarbeitungsstelle ausserhalb der Tales.
Die
übriggebliebene Magermilch schüttet der Senn ins grosse Kupferkessi.
Nun gilt es tüchtigt anfeuern, damit die Milch zum Sieden kommt. Auch
wenn man noch so fleissig Holz nachschiebt, dauert es eine Stunde, bis es
soweit ist. Von Zeit zu Zeit schöpft der Senn mit der grossen Zigerkelle
den Schaum ab. Schliesslich hat die Milch den Siedepunkt erreicht; man
dreht den Kessel vom Feuer weg.
Jetzt
folgt der wichtigste Teil der
Arbeit. Aus der Etschertanse nimmt der Senn einige Liter Etscher und
mischt Kelle um Kelle der sauren Flüs- sigkeit unter die heisse Milch.
Langsam beginnt sich die
Milch zu scheiden. Obenauf
schwimmt eine grünliche Flüssigkeit, die Schotte.
Der
Ziger hat
sich nun auf den Boden des Kessels gesenkt, und die Schotte wird abgeschöpft.
Sie dient als Futter für die Schweine.
Der
Senn holt Ziger aus dem Kessel und schüttet ihn in besondere Behälter.
Nach ein paar Stunden ist die weisse Masse genügend abgetropft und kommt
in ein grosses Zigerfass, das man verschliesst und mit grossen Steinen
beschwert. Dort muss der Ziger gären, bis er, in Säcken verpackt, im
Herbst in der Zigerribi abgeliefert werden kann.
Das
Käsen ist die Morgenarbeit des Sennen. Der Zusenn leistet Handlangerdienste, er besorgt das Brennholz, unterhält das Feuer und rührt
die Milch. Die in Gebsen aufbewahrte Abendmilch wird von Hand leicht abgerahmt und mit der frischen Morgenmilch im Sännchessi von 250 - 600
Liter Inhalt auf 25 - 28 Grad vorgewärmt. Früher tauchte der
Aelpler die Hand oder den Ellbogen in die Milch, heutzutage verwendet er
das zuverlässigere Thermometer.
Ist
die gewünschte Temperatur erreicht, zieht er das am drehbaren Chessiture
bewegliche Chäs-Chessi vom Feuer weg.
Scheidet
man beim Zigern die Milch mit Etscher sauer, so geschieht dies beim Käsen
süss, mit Lab, einem aus Kälbermagen zubereiteten Gerinnungsmittel.
Sorgfältig wird das Lab in die Milch eingerührt. Nach einer halben
Stunde ist der Käsestoff teilweise geronnen.
Mit
dem Chässabel zerkleinert
der Senn die weisse Masse,
die Diggete, kreuz und quer zu würfelförmigen Stücken. Dann wird der Chäsbruch
auf 35 bis 38 Grad erwärmt. Bis die Milch vollständig in Käsestoff und Käsewasser (Sirte) gebrochen
ist, rührt man sie in Form einer liegenden Acht beständig mit der Harfe,
einem mit Drahtsaiten bespannten Quirl. Was vom Bruch nicht mit dem Rührer
zerteilt werden kann, zerreibt der Senn mit den Händen in feine Körner.
Knistern diese zwischen Fingern, zieht er den Sennkessel vom Feuer weg.
Die Käseteilchen setzen sich. Eine Probe wird zum Klumpen geknetet und
wieder auseinander gerieben, um die Festigkeit der Körner zu prüfen. Nun
kann die Käsemasse mit dem Chästuech unterfahren, aus dem Kessel gehoben
und auf der Chäsbank in den 12 bis 15 Zentimeter hohen hölzernen, mit
einem Schnurschloss verstellbaren, Reifen gelegt und geformt werden. Unter
der Käsepresse fliesst der grösste Teil der Sirte heraus, die den
Schweinen verfüttert wird. Immer wieder packt man den Käseleib aus und
wendet und hüllt ihn in ein frisches trockenes Tuch. Am nächsten Tag trägt
man ihn auf dem Rääf in den Chäsgade. Das eintägige Salzbad entzieht
ihm die restliche Feuchtigkeit, wodurch er noch fester wird. Gärungsprozesse
reifen die Käse, machen sie haltbar und schmackhaft. Während dieser Zeit
muss man sie häufig waschen und salzen. Erst im Herbst, wenn Vieh und
Menschen die Alpen verlassen, werden die kostbaren Sennereiprodukte ins
Tal hinunter und in den Handel gebracht. Je nach dem Milchertrag macht der
Senn täglich zwei bis drei Käse im Gewicht von acht bis zehn Kilogramm.
Der gutgeratene vollfette Glarner Alpkäse ist ein hochwertiges begehrtes
Erzeugnis unseres Landes.
Fänz
Brot,
Milch, Butter, Käse und hin und wieder ein Fänz waren bis vor wenigen
Jahren noch die Hauptspeisen der Aelpler. Es war früher sogar der Stolz
der Senntenbauern nur Brot, Mehl und Salz auf die Alp tragen zu müssen.
Heute ist auch die Aelplerkost vielseitiger geworden.
Zum
Morgenessen kamen gesottene Milch, Brot und Käse oder Butter und Ziger
auf den Tisch, ebenso am Abend. Am Mittag aber gab es Fänz. Einen guten Fänz
zu kochen, muss verstanden sein. Als rechter Aelpler galt einer erst, wenn
er diese Kunst beherrschte. War der Fänz aber doch einmal missraten, so
spottete man: ,,Damit könnte man das Hüttendach flicken".
Wie
wird ein Fänz gekocht? Für jede Person gibt man 125 Gramm Butter, e
Vierlig, in den Fänzkessel. Wenn die Butter geschmolzen und leicht gebräunt
ist, kommt für jeden Esser ein Löffel Mehl dazu. Unter stetem Rühren
wird das Mehl im Anken aufgelöst und dann mit heisser Käsesirte oder
Zigerschotte verdünnt. Man wiederholt das Verdünnen mehrmals, schüttet
nie zu viel auf einmal dazu und rührt beständig um. Sobald sich der
Anken gelöst und goldgelb obenauf schwimmt, der Fänz die richtige
Festigkeit hat und nicht an Pfanne oder Kelle klebt, ist er fertig. Der Fänz-
kessel wird mit dem Pfannenknecht als Unterlage auf den Tisch gestellt.
Alle essen aus dem Kessel und trinken aus dem Essgebsli Milch dazu.
Wer
auf eine Alp kommt und zum erstenmal Fänz isst, soll es langsam tun. Wer
zuviel oder zu geschwind isst, kann Wunder erleben.
Weissenberge
,,8766
Weissenberge siehe Matt", so steht's im alten Telefonbuch.
Eilige führt die Luftseilbahn in knapp fünf Minuten an den Fuss der
Siedlung. Wer mehr Zeit hat, erreicht sie in einer knappen Stunde auf der
Waldstrasse.
Der
Name ,,Weissenberge" oder ,,Wysseberg" hat kaum etwas mit
weisser Farbe oder mit Schnee zu tun. Wahrscheinlich hat die Liegen-
schaft früher einmal einer Familie Wyss gehört. Der ,,Wysseberg"
ist eine der wenigen Streusiedlungen des Glarnerlandes. Neben dunklen,
sonnen- gebräunten Gebäuden stehen helle und neuerstellte. Bis zum
heutigen Zeitpunkt sind rund 40 - 50 Ferienhäuser infolge Umbau von Ställen
und Neubauten entstanden. Nur noch 14 Gebäude sind heute noch während
des ganzen Jahres bewohnt (Stand 1988).
Wer
genauer hinschaut, entdeckt, dass die älteren Häuser nicht wahllos in
die Landschaft gestellt wurden. Ganz im Westen liegt die ,,Hoschet",
daneben das ,,Hoschetbord" und ganz im Osten die ,,Schmiidhoschet".
In
jeder ,,Hoschet" steht ein Wohnhaus und unmittelbar daneben ein
Stall. Die ,,Hoschet" genügte aber nicht, um mehrere Stück Vieh zu
halten. Im obern Teil des ,,Wyssbergs", wo steile Borde mit leicht
geneigten Terrassen abwechseln, hatte deshalb jeder Bauer noch einen
,,Berg". Flurnamen erinnern heute noch daran: der ,,Stygerberg",
zu dem man aufsteigen musste, der ,,Hüüsliberg" mit einer kleinen
Feuerhütte, der
"Sattelberg" und viele andere. In den ,,Bergen"
wurde das Heu in kleinere Ställe eingebracht und in der Zeit nach der
Alpabfahrt verfüttert. Im Hochwinter konnte das Vieh dann in den Ställen
neben den Wohn- häusern gehalten werden. Ueber den ,,Bergen", nahe
der Waldgrenze, lagen früher die Weidgebiete: Zwyfelweid, Weide, Weidberg
und andere.
Heute
ist diese geschickte Art der Nutzung des Bodens nicht mehr so gebräuchlich.
Durch Erbteilung, Abwanderung und Motorisierung ist die
Wanderbewirtschaftung verschwunden. Das Heu wird in grosse Ställe in der
Nähe der Häuser transportiert. Heuställe zerfallen oder wurden zu
Ferienhäusern umgenutzt, die ,,Berge" dienen als Weidland, und die
Weiden werden nur noch zum
Teil genutzt. Der "Wysseberg" ist aber einen Besuch wert. Wenn
im Tal Nebel liegt, scheint droben sicher die Sonne. Die vielen Bäche
laden zum ,,bächle" ein, und Holz für ein Feuer findet man überall.
Oben auf dem ,,Chegelboden" könnte man sogar einen Fussballmatch
austragen. Alte Flurnamen wie der ,,Ooreberg" oder die ,,Hell"
regen zum Nachdenken an, oder man sitzt einfach an der Sonne und
freut sich über die Ruhe, die vielen Blumen und die dunklen Wälder.
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